Liebe Schwestern und Brüder!
Euch ist es aufgefallen, mir natürlich auch: Ich habe zunehmend weniger Lust, mich in Kämpfen aufzureiben, viele Dinge, die eigentlich Sinn machten, bleiben unerledigt.
Das hat natürliche Gründe, Motivation kommt niemals aus dem Nichts. Zwar sind die Zustände in Staat und Gesellschaft so, dass sie mich zur Gegenwehr motivieren können - doch das leidige Problem ist, dass man des Einzelkämpfertums müde wird, dass man die Lust verliert, wenn alle anderen zu feige, zu lethargisch, zu dumm sind, oder in Wahrheit etwas ganz anderes als eine wirklich gerechte Gesellschaft wollen.
Meine besten Domains will ich derzeit nicht anrühren, weil ich der Sicherheit meines Systems nicht mehr vertraue, das Geld, um an der juristischen Front wirklich Druck zu machen, habe ich nicht - ich operiere in jeder Weise mit schmalsten Mitteln.
Nach wie vor das einzige Plus: Die Hackerinnen und Hacker, die vielen das Leben sehr schwer machen, die aber natürlich auch ihre Wirksamkeitsgrenzen haben, die nicht ersetzen können, dass sich außer mir niemand betreffend viele Dinge äußert.
Es tut mir leid, dass ich mich unter den Bedingungen, mit denen ich seit immerhin rund dreieinhalb Jahren bei mächtigem Gegenwind konfontiert bin, nicht mehr wie zu besten Zeiten motivieren kann.
Vermutlich muss erst alles noch viel schlimmer kommen, vermutlich ist die Gesellschaft für vernünftige Dialoge noch nicht reif, vermutlich haben die Leute den Schuss noch nicht gehört.
Immerhin steht vieles im Internet, womit man dem System ein Stachel im Fleisch bleiben kann, immerhin haben schon so manche so manches mitbekommen, was sie so ohne weiteres auch nicht mehr vergessen werden, sicherlich haben wir es geschafft, mit unseren Botschaften Leute auch in der politischen Spitze zu erreichen, sicherlich haben wir es geschafft, verdrängtes Wissen und unterdrückte Tatsachen an viele Leute heranzubringen. Was daraus wird - das haben wir nicht in der Hand, wie wir gemeinsam feststellen mussten: Es war nicht möglich, eine solidarische Bewegung oder auch nur eine solidarische Verbundenheit mit irgendwelchen Gruppen oder Institutionen in Gang zu setzen, das ist leider Tatsache.
Genau das wäre aber nötig gewesen, um meine ursprünglich sehr hohe Motivation auf hohem Niveau zu halten: Niemand beißt sich ständig die Zähne aus, ohne die Motivation zu verlieren.
Selbst die Emails, die ich von eindeutig echten AnarchistINNen bekommen habe, kann ich, schaue ich dreieinhalb Jahre zurück, an einer Hand abzählen. Die Unterstützungen, die ich in Foren erhielt, kann ich, was die Beiträge angeht, ebenfalls an einer Hand abzählen.
Obwohl denen, die irgendetwas von Suchmaschinen verstehen, natürlich klar ist, dass sehr viele Dinge nicht möglich wären, hätte ich nicht gewaltige Unterstützung unserer Hackerinnen und Hacker an meiner Seite, gelingt es den Feinden durchaus nach wie vor, mich gegenüber den meisten Menschen als Einzelkämpfer ohne jeden Rückhalt darzustellen, als einen Spinner, der von imaginären Anarchistinnen und Anarchisten träumt.
Ich kann nicht mehr als das Erreichte erreichen, solange alle anderen etwas anderes wollen oder es nicht wagen, selbst Farbe zu zeigen. Es ist definitiv unmöglich.
Die alten RAF-ler können wir ebenso vergessen wie Das Neues Deutschland und die Junge Welt, der einzige Lichtblick bleibt Bodo Ramelow mit seiner Thüringer Die Linke, doch der steht selbst in gewisser Hinsicht als Einzelkämpfer da, angefeindet von vielen Seiten, ist nicht in einer Lage, die ihm ein Vorpreschen auf weitere Konfliktfelder nahe legen könnte.
Ich kann an meiner Natur nicht vorbei, ich will es auch nicht. Ich kann mich nicht weiter verheizen, ich will es auch nicht. Meine Motivation ist aus den erklärten Gründen enorm gesunken, ich hoffe, dass Ihr alle Verständnis dafür haben werdet.
Ich werde mich also einen Dreck für Alexa-Zahlen oder ähnliches interessieren, ich werde dann etwas schreiben oder tun, wenn ich Lust dazu habe.
Herzliche Grüße
Euer
Winfried Sobottka, United Anarchists
Kein Internetzugang vom eigenen PC
vor 14 Jahren
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